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Strategien zur Vermeidung von Kunstoffmüll

Eine Vortragsveranstalltung der GLW

„Unser Leben im Wegwerfmodus – geht’s auch ohne Plastik?“ fragten die Grünen in einer
überaus gut besuchten Veranstaltung und zwei Referentinnen gaben die Antwort. Es geht
großteils, aber nicht ganz. Und es ist in einem gewissen Grad mühsam. Der beste Beitrag,
die Umwelt zu schützen, sei, Kunststoff im Alltag zu reduzieren.

Axel Hammen, Ortsvereinsvorsitzender der Grünen Liste Weingarten, führte in das Thema
ein. Es gehe heute nicht um Mikroplastik, sondern um Müllvermeidung und Recycling.
Welche Produkte seien für Recycling geeignet, welche Strategien gibt es zur
Müllvermeidung und wie funktioniert ein Leben ohne Plastik? Dann begrüßte er die Grüne
Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz zu einem Grußwort.

Grußwort von Andrea Schwarz

„35 Millionen Tonnen gelangen jährlich in die Umwelt. Aber die neue
Verpackungsverordnung ist viel zu lasch, um wirklich etwas zu erreichen“, begann sie.
Die Politik müsse den Mut haben, wegzukommen von den Freiwilligkeitsleistungen und
stattdessen Gesetze erlassen, zuallererst gegen den Gebrauch von Einwegplastik. Der
Vorstoß der EU gegen Trinkhalme sei wenig, aber ein Anfang.

Vortrag Dagmar Glatz

Nach ihr sprach die Kunststofftechnikerin Dagmar Glatz aus Weingarten. Sie legte den
Finger sofort in die Wunde, nämlich den Glauben der Verbraucher, wenn sie ihren Müll
sortieren, hätten sie alles getan. Von wegen. Lediglich neun Prozent des Kunststoffmülls,
sauber und durchsichtig, sei recycelbar, der Rest werde verbrannt. In einem hoch
komplexen Vortrag erläuterte sie die verschiedenen Arten von Kunststoff, seine
Verwendung und seine Recycelfähigkeit. Nach einem ausführlichen Schwenk auf die
mittlerweile gestoppten Müllexporte nach China und das beabsichtigte Einfuhrverbot von
Textilien nach Ostafrika kam sie zu dem Schluss, das Ziel müsse eine Abkehr von der
Wegwerfgesellschaft sein. Hier nannte sie erste Erfolge mit dem Verschwinden der
Plastiktüten aus dem Einzelhandel. Es gehe nicht ohne Vorgaben der Politik. Im weiteren
nannte sie Möglichkeiten der Kunststoffverwertung wie downcycling oder „B2B“ und
forderte nach der Energiewende eine Wertstoffwende.
Dabei betonte sie, keine einseitige Sichtweise einzunehmen, sondern das große Ganze im
Auge zu behalten: Die Ökobilanz. Beispielsweise der Reifenabrieb eines Autos produziere
Feinstaub und CO2 und sei dementsprechend als schädlich einzustufen. Wer also
Autofahrten unternehme, um verpackungsfrei einzukaufen, schade letztendlich der
Ökobilanz. Es gibt Alternativen zu Kunststoff, aber unter diesem Gesichtspunkt sei weder
Papier noch Glas besser. Die beste Bilanz habe PET-Mehrweg.
Der Müll im Meer sei nicht mehr rückholbar, aber gegen die Vermüllung am Land könne
jeder von uns beitragen. Ein Weg sei der gemeinsame Kampf gegen Littering, der Beste
aber die Müllvermeidung.

„Ohne Plastik“ von Barbara Przybylo

Dann gab Glatz das Wort an Barbara Przybylo aus Pfinztal. Die junge Frau lebt mit ihrer
Familie seit einem Jahr (fast) plastikfrei. Sie schilderte ihre Erfahrungen und zeigte Wege,
Kunststoff zu vermeiden, wobei sie mit vielen praktischen Beispielen arbeitete.
Lebensmittel mit möglichst wenig Verpackung kaufen. Wenn man Kunststoffbehältnisse
verwende, beispielsweise Margarinedosen, dann können diese immer wieder verwendet
werden, beispielsweise als Gefrierdosen. Reinigungsmittel und Kosmetika seien mit
Zutaten aus dem Naturkostladen leicht selbst herzustellen. Rezepte dazu hatte sie in
einem Heftchen zusammengestellt. Auf einem Tisch im Foyer des Turmzimmers
präsentierte sie anschauliche Beispiele, die sie in ihrem Vortrag genannt hatte:
mikroplastikfreies Duschgel oder Verpackungen, die für häufige Wiederverwendung
geeignet sind.

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